HP meint, recycelte Tintenpatronen funktionieren nicht optimal
Es ist kurios. HP betreibt selbst im amerikanischen Smyrna eine riesige Anlage zur Wiederaufbereitung von Tintenpatronen. Matthew Murray, einer der Autoren bei Extreme Tech, bekam diese Aussage ausgerechnet bei einer Besichtigung der Wiederaufbereitungsanlage von Führungskräften von Hewlett Packard zu hören.
Gringas hinkender Vergleich
Jean Gringas verglich den Recycling-Prozess bei den Druckerpatronen mit einem Wasserglas. Er betonte, dass bei einem Wasserglas auch bei einer häufigen Verwendung kein Verschleiß auftritt, bei den Druckerpatronen aber schon. Dabei verwies er auf nicht konkret benannte Studien, die angeblich belegt haben sollen, dass die Qualität der Ausdrucke mit der Häufigkeit der Recycling-Vorgänge abnehmen soll. Diese Studie wurde nach Gringas Aussage von HP selbst in Auftrag gegeben.
Auch Jeff Walter, der führende Kopf von Worldwide Solutions schloss sich dieser Meinung an. Er verwies auf die unzähligen empfindlichen Technologien, die in den Druckerpatronen und insbesondere an den Druckköpfen verwendet werden. Konkret sprach er vor allem die Schwämme an, die in den Druckerpatronen enthalten sind. Auch die winzigen Schläuche für den Tintentransport benannte Walter. Er geht davon aus, dass etwa ein Drittel aller recycelten Druckerpatronen von solchen Einschränkungen betroffen ist oder sogar ganz ausfällt. Diese Techniken benannte er auch, als er danach gefragt wurde, ob ein kompletter Austausch der Druckköpfe nicht für Abhilfe sorgen würde.
HP Recyclinganlage für Druckerpatronen
Wollen ist nicht Können beim Recycling der Druckerpatronen
Die Differenz zwischen der hohen Zielstellung eines hochwertigen Recyclings und den aktuell zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten sprach Jef Gringas selbst an. Der Worldwide Solution Chef Jeff Walter merkte an, dass von mehreren Seiten nach Wegen gesucht würde, beim Recycling die gleiche Qualität wie bei der Erstproduktion sicher zu stellen. Doch eine effektive und wirtschaftliche Lösung hat sich dafür bisher noch nicht gefunden.
Walter gab zu bedenken, dass die Kunden zu Recht erwarten dürfen, dass ihr Drucker mit den erworbenen Tintenpatronen durchgängig reibungslos funktioniert. Gibt es dort Einschränkungen, führt das zum Zweifel am Lieferanten und dazu, dass die Druckerpatronen am Ende doch auf dem Müll landen. Selbst der Leiter der HP Anlage in Smyrna äußerte, dass er selbst der Meinung ist, dass ein guter Standard nur über ein oder zwei Auffüllvorgänge hinweg erhalten werden kann.
Recycling von HP-Patronen
Auch Journalist Leon Kaye beurteilt die HP Anlage in Smyrna
Leon Kaye hat sich als Journalist auf Umweltthemen spezialisiert. Und genau mit dieser Fokussierung hat er die Anlage zur Wiederaufbereitung von HP Druckerpatronen in Smyrna unter die Lupe genommen. Sie hat seit ihrer Gründung im Jahr 2001 immerhin schon mehr als 39 Millionen Druckerpatronen verarbeitet. Dabei stellte Kaye fest, dass HP auch durchaus Patronen zu einem Materialmix geschreddert hat. Doch das gehört Dank neuer Technologien der Vergangenheit an. Sie bieten Einsparungen beim Energieverbrauch sowie beim Wasserverbrauch und machen auch die Weiterverwendung der Kunststoffanteile möglich.
Leergedruckte HP Druckerpatronen auf dem Weg zum Recycling
Der Umwelt-Journalist betonte, dass vor allem auch die Rückgewinnung von Palladium und Gold aus den Altpatronen einen erheblichen Vorteil darstellt. Auch ihm gegenüber gab HP wie bereits zuvor an anderen Stellen an, dass einige Tintenpatronen von Smyrna aus bereits den neunten oder zehnten Lebenszyklus starten. Er bestätigte auch die HP-eigenen Angaben, dass die ausgemusterten Anteile zur weiteren Verarbeitung nach Montreal gebracht werden.
Sein persönliches Fazit zieht er aus den vollen Lagern, in denen sich die Kisten mit den zur Auslieferung bereit stehenden Recycling Druckerpatronen stapeln. Er bezeichnete das Vorgehen von HP als eine gute Symbiose aus dem Wunsch nach Profit und der Schonung der Umwelt. Gleichzeitig brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass auch andere große Unternehmen diesem Vorbild folgen sollten, und die Verantwortung für die von ihnen verursachten Abfälle nicht mehr Dritten in die Schuhe schieben.
Photos @ extremetech.com
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