Original Druckerpatronen – höherer Preis für weniger Leistung

 

„Große Hersteller quetschen Geld aus Endverbrauchern“ – so lautete die Titelzeile eines Artikels, der am 23. Februar 2013 in „The Guardian“ veröffentlicht wurde. Konkret benannt wurde das in Aylesbury ansässige Unternehmen Cartridge World, das allein in Großbritannien 200 Filialen unterhält. Dort werden sowohl Original Druckerpatronen als auch Refill Druckerpatronen und kompatible Druckerpatronen angeboten. Das Geschäft boomt. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich der Umsatz von Cartridge World verdoppelt.

 

Kunden beschweren sich über die Reichweite der Originale

 

Eine der Filialen von Cartridge World betreibt Martin Dyckhoff. Er muss sich in jüngster immer Beschwerden von Kunden anhören. Sie beziehen sich auf die ständig geringere Reichweite der Original Druckerpatronen. Dass Druckertinte beim Preis pro Milliliter sogar den teuersten Champagner der Welt übertrumpft, ist inzwischen bekannt. Doch beim Verbraucher ist die Erkenntnis noch nicht angekommen, dass die Menge der in den Original Druckerpatronen enthaltenen Tinte kontinuierlich schrumpft.

Oft ist in einer neueren Druckerpatrone nur noch ein Bruchteil der Menge an Druckertinte enthalten, die noch vor einem Jahrzehnt in einer vergleichbaren Patrone zu finden war. Als konkrete Beispiele bringt Dyckhoff die Epson-Tintenpatronen. Die um Jahr 2002 herausgebrachte Serie T032 enthielt noch 16 Milliliter Druckertinte, während die im Jahr 2008 auf den Markt gebrachte Patronenserie T089 lediglich 3,5 Milliliter enthält. Ein ähnliches Bild hat der Händler auch bei Druckerpatronen von HP gefunden. 2003 gab es die HP Druckerpatronen mit einem Inhalt von 42 Millilitern zum Preis von umgerechnet rund 20 Euro. Heute muss der Kunde für das Original von HP mit 3,5 Millilitern Inhalt rund 14,50 Euro berappen.

 

Die Ursachen für die geringen Füllmengen

 

Canon CLI-551 & PGI-550PGBK DruckerpatronenSie finden sich im Innenleben der Druckerpatronen. Die mit Tinte getränkten Schwämmchen werden immer kleiner. Der Rest der Tintenpatronen besteht aus Hohlräumen. David Connett, der Chef des Fachmagazins „The Recycler“ bringt die damit verbundene Zielstellung der Hersteller auf den Punkt: Die Kunden sollen schneller wieder Druckerzubehör kaufen. Dafür wird die Tintenmenge reduziert. Außerdem verwenden sie aggressive Strategien, um die Kunden vom Nachfüllen abzuhalten. Hinzu kommen die Chips, deren Verschlüsselungen von den Wiederaufbereitern und auch beim privaten Nachfüllen geknackt werden müssen. Chris Brooks, der Chef des britischen Verbands der Wiederaufbereiter wird in seiner Wertung sehr deutlich: Die Hersteller der Original Druckerpatronen tun alles, um dem Verbraucher möglichst viel Geld aus der Tasche ziehen zu können.

 

Welche Druckerpatronen sind besonders betroffen?

 

Druckkopf-Patronen sind sehr teuerDie Experten sehen die größten Probleme bei den Druckerpatronen, bei denen Druckertinte in mehreren Farben in einem Gehäuse vereinigt wird, sogenannte Druckkopf-Patronen. Pro Farbe sind oftmals nicht einmal zwei Milliliter enthalten. Sie bieten nicht nur wegen der geringen Füllmenge das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis. Hinzu kommt, dass sie bei einer entleerten Farbe komplett ausgetauscht werden müssen, auch wenn in den anderen Farbkammern noch Tinte vorhanden ist. Deshalb rät Dyckhoff sehr deutlich, sich nur einen Drucker zu kaufen, der mit separaten Tintentanks für jede einzelne Farbe arbeitet.

 

Die neuen Marketingstrategien der Originalhersteller

 

Die Hersteller von Original Druckerpatronen (OEM) locken die Kunden inzwischen mit den XL-Patronen. In Großbritannien muss der Kunde rund 13 Pfund für eine Patrone der Serie HP 300 mit einem Inhalt von fünf Millilitern bezahlen. Die HP 300XL-Variante bietet einen Inhalt von 16 Millilitern und kostet bis zu 25 Pfund. Die Gehäuse der Druckerpatronen weisen eine fast identische Größe auf und enthalten ebenfalls nicht einmal die Mengen, die noch vor einigen Jahren in den Standardpatronen zu finden waren.

Einige Experten bezeichnen die XL-Patronen als eine „Beleidigung für den Verbraucher“. Dazu gehört Patrick Stead, einer der Insider aus der Branche der britischen Wiederaufbereiter. Er nennt das Beispiel HP. Nur halb befüllte Patronen werden als Standardpatronen verkauft. Für die XL-Patronen füllt man einfach mehr Tinte auf und verkauft sie für teures Geld, obwohl sie sich in den Herstellungskosten kaum voneinander unterscheiden.

HP Patronen Füllmenge
HP300 Patronen von 2002 (links) und 2010 (techts).
Photograph: David Robinson

 

Die Reaktion der Hersteller auf diese Vorwürfe

 

Die Produzenten der Original Druckerpatronen bestreiten vehement, dass sie über die Tintenmengen Druck auf die Kunden ausüben wollen. HP beispielsweise betonte, dass die Wirtschaftlichkeit an den kompletten Druckkosten gemessen werden sollte. Und die können nach Meinung von HP nicht über die Anzahl der Ausdrucke pro Milliliter Druckertinte oder die Kosten pro Seite beurteilt werden. Die Kosten pro Ausdruck wären das einzig sinnvolle Vergleichskriterium. HP behauptet, dass die Officemodelle seit 2009 die gleichen Kosten pro Ausdruck aufweisen würden.

Epson wählt eine andere Verteidigungsstrategie. Hier verweisen die Experten darauf, dass sich die Effizienz der Druckköpfe deutlich verbessert hat. Mit der gleichen Tintenmenge könnte heute eine deutlich höhere Anzahl an Ausdrucken als vor zehn Jahren erzielt werden.

Canon zählt zu den wenigen Herstellern, die den Vorwürfen entspannt entgegensehen können. Hier wurde die in den Druckerpatronen enthaltene Tintenmenge am wenigsten geschrumpft. Die Serie Canon BCI-3BK aus dem Jahr 2005 enthielt 26 Milliliter Druckertinte. Die gerade eben erschienene Serie Canon PGI-525BK bringt es immerhin noch auf einen Inhalt von 19 Millilitern.

 

Wie die Stellungnahmen bei den Experten ankommen

 

Die Experten erkennen an, dass es tatsächlich Verbesserungen bei der Effizienz der Druckköpfe gegeben hat. Aber sie sehen darin keine Rechtfertigung für die Reduzierung der Füllmenge auf weniger als ein Fünftel der ursprünglichen Mengen. Auch betonen sie, dass die Kosten für die Druckertinte erheblich gesunken sind. Für die Herstellung von einem Liter Druckertinte werden heute nur noch wenige Euro aufgewendet. Für viele Sorten von Druckerpatronen liegen die Herstellungskosten nicht einmal bei 50 Cent. Das beschert den Herstellern der Original Druckerpatronen eine gigantische Gewinnspanne.

 

Wiederaufbereiter profitieren von dieser Entwicklung

 

Dass den Branchenprimussen Canon, Epson und HP die Wiederaufbereiter zunehmend ein gewaltiger Dorn im Auge werden, ist logisch. Schließlich haben die Wiederaufbereiter in Großbritannien einen Umsatzzuwachs von einem Drittel verzeichnen können. Und das genau zu der Zeit, zu der der britische Markt mit billigen gefälschten Druckerpatronen aus China regelrecht überschwemmt worden ist.

Außerdem fällt mit Kodak ein wichtiger Anbieter aus. Kodak hatte Mitte 2012 angekündigt, sich aus dem Geschäft mit Tintenstrahldrucker zurückziehen zu wollen. Zuvor hatte Kodak billige Drucker und noch günstigere Druckerpatronen auf den Markt gebracht. Das war einer der Gründe, warum sich Canon, HP und Epson zu drastischen Maßnahmen gezwungen sahen.

Das Resultat waren billige Drucker mit einem Starter-Set bei den Druckerpatronen. Früher kostete ein Drucker in Großbritannien durchschnittlich 150 Pfund. Heute ist er zum Preis von 30 Pfund zu haben. Die Starter-Sets bringen dem Kunden den Nachteil, dass sie fast unmittelbar Druckerpatronen nachkaufen müssen. Einige Hersteller setzen auf Technologien, mit denen das Nachfüllen von Druckerpatronen verhindert werden kann. Patrick Stead sieht darin eine klare Logik: Haben sich die Kunden für einen HP-Drucker entschieden, müssen sie HP-Patronen kaufen, gleichgültig wie hoch die Preise dafür sind.

 

Die Spartipps der Experten

 

  • Kaufen Sie keine Billig-Druckerpatronen mit niedriger Reichweite, die in kürzester Zeit entleert sind. Unsere wirklich billigen Druckerpatronen mit hoher Reichweite kosten zwar etwas mehr, erweisen sich langfristig aber als günstiger.
  • Kaufen Sie sich keinen Drucker, der mit einer Multi-Farbpatrone arbeitet, bei dem Sie die gesamte Patrone tauschen müssen, sobald eine Farbe zur Neige gegangen ist. Investieren Sie beim Kauf lieber in einen Drucker mit einzelnen Tanks für jede Farbe (Single-Ink).
  • Nutzen Sie Refill-Kits und Nachfülltinte, die für kleines Geld von verschiedenen Herstellern wie Jettec und tintenalarm.de zu bekommen sind. Mit ihnen können die Standardpatronen bis zu acht Mal zum Preis von rund 9 € befüllt werden. Kits für etwa 10 € machen es möglich, eine Farbpatrone bis zu 45 Mal nachfüllen zu können. Das spart jede Menge Geld, auch wenn Sie dabei etwas schmutzig werden könnte. Aber dafür gibt es glücklicherweise Einweghandschuhe.
  • Verwenden Sie Refill Druckerpatronen. Damit können Sie zwischen 20 und 70 Prozent der Kosten für eine Original Druckerpatrone sparen und schonen dabei noch die Umwelt.

Fallen bei Ihnen überwiegen s/w-Ausdrucke an, greifen Sie lieber zu einem Laserdrucker. Dort reicht eine Kartuschenfüllung für mehrere Tausend Ausdrucke, was bei vielen Modellen das Zehnfache der Reichweite einer Druckerpatrone für den Tintenstrahldrucker bedeutet.

 

Kommentare

zu den "Spartipps"... Der letzte Punkt trifft nur bei den Kleingeräten zu. Bei beispielsweise "HP Officejets" kommt man mit einer 950XL Patrone fast 3 mal so weit und zahlt nicht mal die Hälfte von dem was eine schwarze Laserkartusche kostet...

Auch die Alternativen sind kritisch zu beleuchten. Die hier bisher in einem transparenten Patronengehäuse gelieferten Duckerfarben machte die tatsächliche Restfüllmenge kontrollierbar. Damit konnte man mögliche Manipulationen bei der Füllmengenanzeige erkennen und so ein erhebliches Einsparpotential erzielen. Nachdem auch der Hersteller der "PEACH"-Patronen nunmehr undurchsichtige Gehäuse verwendet, antwortet dieser auf Nachfrage schriftlich, daß "patentrechtliche Gründe einen Nachbau mit transparentem Gehäuse nicht zulassen." - Ein Schelm, der Böses dabei denkt!!!

Hp 950 Xl hatte im September 2012 noch ein Gewicht von 129g, mit einem Tinten Verbrauch von circa 80g.
Neuere Patronen werden mit 10g weniger Tinte befüllt (jetzt ca 118g), mit einem Tinten Verbrauch von 70g.
Billiger im Preis wurden sie natürlich nicht!!!!!!

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