Die Klon-Schlacht: Illegale Toner haben schon 25 % Marktanteil
Wer heute als Unternehmer eine gute und vor allem umweltfreundliche Geschäftsidee sucht, dem wird es gar nicht so einfach gemacht. Einige meiner Gesprächpartner aus anderen Branchen haben eigentlich Lust, ins Geschäft mit recycelten oder alternativen Tonerkartuschen und Tintenpatronen mit einzusteigen, weil Sie die damit verbundenen Aspekte beim Umweltschutz und dem Einsparen von Rohstoffen und Energie als sehr sinnvoll halten. Aber das sollte man sich angesichts dessen, was sich da gerade auf dem Markt für Druckerzubehör tut, sehr genau überlegen. Mittlerweile werden weltweit illegale Toner-Nachbauten, sogenannte Toner-Klone, verkauft. In diesem Artikel stelle ich Ihnen den weltweiten Ist-Zustand vor und natürlich auch die aktuelle Lage in Deutschland.
Brasilien ist ein gutes Beispiel. Hier ist die Situation deshalb prekär, weil die Regierung befürchtet, dass sich das Land zu einem Abladeplatz für Elektronik-Schrott entwickeln könnte. Dem möchte man natürlich einen Riegel vorschieben. Leere und recycelte Druckerpatronen werden als Elektronik-Schrott eingestuft und nicht nur die Einfuhr beschränkt, sondern auch noch hohe Gebühren darauf erhoben. Das macht das Geschäft nicht mehr rentabel. Anders die so genannten Klon-Toner. Sie werden als Neuware behandelt, was dazu geführt hat, dass Brasilien förmlich von den Billigprodukten aus Asien überschwemmt wird.
Anders zeigt sich die Situation in den USA. Dort haben sich die Originalhersteller (OEM) gegen diese Schwemme erfolgreich gewehrt. Doch das geht nur mit aufwändigen und langwierigen Verfahren zum Patentrecht und nicht jeder Druckerhersteller beteiligt sich daran. Deshalb dürfte das Problem mit den asiatischen Klonen bei den Tonerkartuschen und Tintenpatronen auch hier nicht lange auf sich warten lassen. Eine einzige Firma hat in den USA über ihre Sammelstellen und Händler allein im 4. Quartal 2011 ganze 96.000 Stück umgesetzt.
Dass die Originalhersteller und gesetzeskonform arbeitenden Toner-Recycler darüber empört sind, ist mehr als verständlich. Zumal die Beschwerden der Originalhersteller zu Verletzungen des Patentrechts beim Blick auf den Ausgang der letzten Prozesse und der Prüfungen durch die ITC durchaus berechtigt zu sein scheinen. Luke Goldberg, der Vice Präsident von MSE (einer der weltweit größten Toner-Recycler) hat es auf den Punkt gebracht: Die Klone aus Asien sabotieren den legalen Markt und bringen noch dazu meistens eine mindere Qualität bei den eingesetzten Materialien mit. Sie entwickeln sich immer zu „Futter“ für die Kampagnen der Originalhersteller gegen die hochwertig arbeitenden Recycler und Lieferanten für legitime Alternativprodukte.
Doch auch bei einem weiteren Aspekt kann ich Goldberg nur zustimmen. Er bezeichnete die Hersteller der Billig-Toner-Klone als rücksichtslose „Spieler“, die zumeist neu am Markt sind und das geistige Eigentum anderer Hersteller zur Erzielung eigener Profite über Dumpingpreise ausnutzen. Damit zerstören sie das Verbrauchervertrauen, weil diese natürlich dazu neigen, schnell alle Produkte einer Linie von der Qualität her in den sprichwörtlichen „großen Topf“ zu werfen. Damit bekommt eine gesamte Branche von wenigen Anbietern einen negativen Touch.
Auch den Auffassungen von Paul Hawker, dem Präsidenten der in San Diego ansässigen Laser-Saver Inc., kann ich nur zustimmen. Er meint, dass die Kunden von den Billig-Klonen bei Druckerpatronen und Lasertoner irritiert werden und dass diese eine echte Gefahr für diejenigen sind, die alternative und wiederaufbereitete Kartuschen völlig legitim und in guter Qualität auf den Markt bringen. Dazu trägt seiner Meinung nach die Preispolitik der Klon-Anbieter ebenfalls bei. Und diese ist wiederum nur machbar durch die Verletzung von Patentrechten. Bei der Laser-Saver Inc. werden die Klone deshalb rigoros aussortiert. Das bedeutet aber auch, dass diese Bauteile ersetzt werden müssen, was sich wiederum negativ auf die Produktionskosten auswirkt.
Ed Shwartz, der CEO von Static Control, bringt ein meiner Meinung nach weiteres interessantes Argument. Die gesetzeskonform arbeitenden Recycler bieten echte Vorteile für die Umwelt, was bei den Billig-Klonen nicht der Fall ist. Außerdem fördern sie die lokale Zusammenarbeit, was mit den Klon-Produkten aus Asien nicht erreicht wird. Im Gegenteil, mit ihrer Politik der Dumpingpreise stören sie diese Entwicklung, weil wichtige Kundenpotentiale allein über den Preis abgezogen werden. Die großen Wiederaufbereiter schließen sich dieser Meinung völlig zu Recht an. Sie sehen darin den Start in eine neue Phase des Kampfs auf dem Markt, der ausschließlich über den Preis und nicht mehr über die Qualität geführt wird.
Das Basismaterial im Kreuzfeuer der Klon-Schlacht
Die Basis für eine Tonerkartusche, die legal und in guter Qualität produziert wird, kann je nach Modell bis zu zwanzig Dollar kosten. Die Billig-Klone aus Asien verursachen durch den Einsatz minderwertiger Materialien gerade einmal Kosten um die zwei Dollar pro Stück. Sie bringen nicht nur erhebliche Nachteile für die Umwelt mit, sondern es werden auch immer wieder Verletzungen von Patentrechten nachgewiesen. Wer als seriöser Wiederaufbereiter auf diese Billigteile zugreift, geht dieses Risiko oftmals sogar unwissentlich ein.
Auch hier bringt es Goldberg meiner Meinung nach gut auf den Punkt. Sie stellen einen „schwarzen Fleck“ auf der ansonsten „grünen Weste“ der seriösen Wiederaufbereiter dar, die auf Materialien setzen, die auch auf andere Weise recycelt werden können, was mit dem Billig-Plastik der asiatischen Klone nicht geht. Sie belasten anschließend jahrhundertelang die Deponien. Und dort kommt noch der Fakt zu Tragen, dass es den hochwertig arbeitenden Recyclern immer schwerer gemacht wird, zum vernünftigen Preis geeignetes Ausgangsmaterial zu bekommen.
So unterscheiden sich die Auswirkungen im globalen Maßstab
Beängstigend ist der Blick auf die Entwicklungen in den USA, obwohl es die Originalhersteller geschafft haben, ihre Patentrechte in vielen Fällen gegen die Dumpinganbieter von Lasertoner und Tintenpatronen zu verteidigen. Dennoch steigt die Anzahl der importierten Billig-Kartuschen mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Noch schlimmer gestaltet sich die Situation in Europa, in Asien, in Indien, Australien und Südamerika, weil dort die engmaschigen Kontrollen fehlen. Shwartz kann hier sogar mit konkreten Zahlen aufwarten. Einst sahen sich die seriösen Wiederaufbereiter einem Anteil von drei Prozent Billig-Klonen gegenüber. Heute nehmen sie bereits einen Marktanteil von 25 Prozent ein. Größtes Manko in Europa dabei ist, dass sich die Mitgliedsstaaten der EU bisher nicht auf eine einheitliche Vorgehensweise einigen konnten. Und die europäischen Wiederaufbereiter beklagen genau wie ihre Kollegen in den USA, dass die mindere Qualität der asiatischen Klone eine Wiederverwendung oft unmöglich macht, und die Bauteile deswegen auf den Deponien landen und dadurch auch der Mangel an geeignetem Ausgangsmaterial für die Wiederverwertung verschärft wird.
Eine ähnliche Situation zeichnet sich auch auf den Märkten von Brasilien, China und Australien und Indien ab. Goldberg sieht für die nächsten Jahre eine dramatische Verschiebung der Marktanteile von den bisher beherrschenden Originalherstellern zu Gunsten der Billig-Klone.
Die aktuelle Lage in Deutschland
Noch hält sich der Schaden des deutschen Marktes in Grenzen. Sollten die Druckerhersteller aber weiterhin tatenlos zusehen, wird sich die Lage wohl dramatisch verschlimmern und wir könnten schlimmstenfalls auf osteuropäische Verhältnisse zusteuern. Dort sind mittlerweile die Toner-Nachbauten Marktführer mit 40-50 % - noch vor den Originalkartuschen der Druckerhersteller! In Deutschland liegen die Verkaufszahlen der Originalkartuschen bei geschätzten 90 %, nur etwa 10 % der Druckerbesitzer verwenden kompatible oder wiederbefüllte Patronen.
Am stärksten betroffen von den patentverletzenden Toner-Nachbauten aus Fernost sind die Druckerhersteller Brother, Samsung und HP. Grundsätzlich nehmen sich die Asiaten vor allem die Monochrom-Billigdrucker (schwarz/weiß), die in großen Stückzahlen über den Retail-Kanal vermarktet werden, vor: Das sind z. B. die Modelle Brother HL-2030/-2040/, Samsung CLP-300 sowie HP Laserjet 1010, P1505 und P1005/1006. Für diese Low-end-Drucker war Anfangs auch nur wenig Leergut verfügbar, was das Problem zusätzlich anheizte.
Auf der Handelsebene hat sich bisher leider sehr wenig getan. Nach meinen Informationen hat sich bisher nur ein großer Tonerhändler eine Abmahnung wegen patentverletzender Samsung CLP-300 Kartuschen eingehandelt. Zudem soll der gleiche Händler wegen patentverletzenden Canon E-30 Tonerkartuschen juristisch belangt werden. Wenn man die Anzahl der im Umlauf befindlichen Toner-Fakes bedenkt, ist das doch recht dürftig. Alleine mir sind zig Händler bekannt, die fast ausschließlich Toner-Nachbauten verkaufen und wöchentlich containerweise Nachbauten aus China importieren. Meist werden diese Toner auf ebay und in Online-Shops zu Wahnsinnspreisen verkauft.
Die Prognosen von Ed Shwartz
Als positive Beispiele benennt Ed Shwartz, der CEO von Static Control, die USA, wo vor allem die ITC sowie die International Imaging Technology Vereinigung gute Arbeit leistet, indem verhindert wird, dass sich Anbieter am Markt etablieren, die unberechtigt das geistige Eigentum Dritter nutzen. Auch Mexiko kann als Vorbild dienen, wo die Gesetze die Billig-Klone einfach als Elektronik-Schrott behandeln. Nachteilig ist hier allerdings, dass diese gesetzliche Regelung auch die seriösen Wiederaufbereiter trifft, weil die leeren Kartuschen ebenfalls unter diese Regelung fallen.
Shwartz Lösungsansatz halte ich für gut. Er fordert eine Rückkehr zur „nachhaltigen Wiederaufbereitung“. Die Branche soll sich zusammen schließen und gemeinsam gegen die Billig-Klone vorgehen. Eine euoräische Gemeinschaft von Toner-Recyclern ist die ETIRA. Damit würde man sich auch nachhaltig die eigenen Umsätze sichern. Die Verschiebung des Geschäfts auf solche minderwertigen Billigprodukte hält Shwartz für eine sehr kurzlebige Angelegenheit. Und er verweist an dieser Stelle völlig zu Recht auf de Strategie der Originalhersteller von Tintenpatronen und Lasertoner, die strengere gesetzliche Regelungen fordern.
Das hat dazu geführt, dass die gesetzeskonform und umweltschonend arbeitenden Wiederaufbereiter bereits schätzungsweise ein Zehntel ihrer Marktanteile an die Billig-Klone verloren haben. Und dieser Anteil steigt rasant weiter an. Bei einigen Wiederaufbereitern ist dadurch sogar das Kerngeschäft in Gefahr. Ein bekannter Recycler aus dem mittleren Westen der USA verlor einige seiner langjährigen Hauptkunden, weil seine 135 Dollar teuren Kartuschen allein aus preislichen Gründen nicht mit der nur 35 Dollar „teuren“ Ware aus der Palette der Billig-Klone mithalten konnte.
Bill Henry, Boss der in Middleton, Wisconsin, ansässigen Firma American Laser Products brachte es auf den Punkt. Die Klone zwingen die Recycler und Originalhersteller zu einer langfristig nicht tragbaren Reduzierung der Preise, die sich wiederum negativ auf die Betriebsergebnisse und damit auf ihre Überlebensfähigkeit auswirkt.
Wie reagieren die Hersteller und Händler?
Die Branchenprimusse arbeiten eng mit der ITC zusammen und unterbreiten auch der Regierung Vorschläge, wie dieser für die Wirtschaft und die Umwelt bedrohlichen Entwicklung entgegen gewirkt werden kann. In diesem Zusammenhang wird auch eine Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit und damit Aufklärung zu den Unterschieden zwischen den einzelnen am Markt befindlichen Produktgruppen gefordert.
Eine andere Chance zum Gegensteuern ergibt sich aus der gesetzlichen Begrenzung der Einfuhr von Klonen aus Asien. Doch das würde voraussetzen, dass sich die Originalhersteller und seriösen Wiederaufbereiter zu dieser Schlacht vereinigen. Das bedeutet auch, dass das Auftauchen von rechtsverletzenden Klonen von jedem Branchenmitglied direkt an die ITC gemeldet werden müsste.
Die rechtliche Grundlage
Derzeit sind Dutzende von Verfahren zu Verletzungen von Patentrechten durch die Billig-Klone an den amerikanischen Gerichten anhängig. Vor etwa zehn Jahren gelang Epson bereits ein erfolgreicher rechtlicher „Feldzug“ gegen das inzwischen nicht mehr existente Unternehmen „Nukote“. Auch an den aktuellen Auseinandersetzungen ist Epson neben Lexmark, HP und Canon wieder mit beteiligt. Und… sie sind in den meisten Fällen die Gewinner der jahrelangen Prozesse, in denen die Rechtsverletzer zu millionenschweren Strafen verurteilt werden.
Doch das hat nur Auswirkungen auf den amerikanischen Markt. In anderen Ländern kommt es durch die dadurch entstehenden Überbestände zu regelrechten Schwemmen an Klonen. Das hat schon den International Imaging Tchnology Rat auf den Plan gerufen, der über einen rechtlich abgesicherten Ausschluss der Gewährleistung auf Geräte, in denen Billig-Klone verwendet werden, nachdenkt.
Genau das ist meiner Meinung nach eine gute Strategie, um die Umwelt und die seriös arbeitenden Hersteller von recycelten und alternativen Tonerkartuschen und Tintenpatronen schützen zu können. So lange es keine rechtlich konkreten Regelungen gibt, sind und bleiben die Herstellung alternative Kartuschen und Patronen sowie das Recycling ein Geschäft mit erheblichem Risiko.
Erwünschenswert wäre es dennoch, dass die Druckerhersteller endlich auch die deutschen Händler von Tonerkartuschen ins Visier nehmen und mal richtig die juristische Keule schwingen. Da wir ausschließlich auf recycelte Original-Tonerkartuschen setzen, haben wir preislich gegen die Billig-Toner-Klone keine Chance. Zwar ist die Druckqualität und Zuverlässigkeit besser und durch unsere recycelten Toner wird wirklich die Umwelt geschont, jedoch greifen die meisten Druckerbesitzer eben zu den billigeren Toner-Klonen, wahrscheinlich auch aus Unwissenheit zur rechtlichen und umwelttechnischen Lage.
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